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Archäologische Untersuchungen und Ausgrabungen zur antiken Urbanität

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Die Casa dei Postumii: Wohnen und Arbeiten innerhalb eines Gebäudekomplexes

Im Laufe der vergangenen 250 Jahre ist Pompeji zwar zu etwa zwei Dritteln freigelegt worden, in der Regel jedoch nur bis auf das jüngste Niveau, das zum Zeitpunkt des Vesuvausbruchs 79 n. Chr. benutzt wurde. Von den älteren Phasen der Stadtgeschichte, der Nutzung bestimmter Bauten und ihrer Veränderung über Generationen hinweg ist bis heute kaum etwas bekannt.

Die Wandmalereien Pompejis haben in der Forschung stets die größte Aufmerksamkeit für sich beanspruchen können. Das führte dazu, dass weiterreichende Fragen nach den Bedingungen des Wohnens in der antiken Stadt nur am Rande behandelt worden sind.

Erst vor gut 30 Jahren begann man, systema­tischer nach den sozialen und wirtschaftlichen Organisationsformen zu fragen, die das Neben­einander von Wohnen und Arbeiten, von Müßiggang und Produktion regelten.

Funktionen eines Hauses

Für die exemplarische Untersuchung eines pompejanischen Hauses wurde die Casa dei Postumii auswählt. Der Gebäudekomplex vereint ein großes Wohnhaus im Inneren des Grundstücks mit einer Vielzahl von Läden und Werkstätten, die es zur Straße hin säumen sowie mehreren von außen zugänglichen Mietwohnungen in den Obergeschossen. Wie die Ergebnisse zeigen, griff man bei der Bebauung des Terrains auf bewährte und ökonomisch sinnvolle Verfahren zurück. Während Läden, Werkstätten und Mietwohnungen in den Außenbereichen dazu dienten, einen größtmöglichen Profit aus Vermietung oder Verpachtung zu erzielen, nutzte der Besitzer den ausgedehnten Innenbereich zur Errichtung seines Wohnhauses mit Säulenhof.

Erforschung nach 140 Jahren

Das Gebäude wurde bereits 1861 freigelegt. Obwohl Architektur und Ausstattung vergleichsweise gut erhalten waren und der Komplex seinerzeit zu den eindrucksvollsten Ruinen zählte, erfuhr es von Seiten der wissenschaftlichen Forschung kaum Aufmerksamkeit.

Die zwischen 1997 und 2002 durchgeführten Untersuchungen gelten einer vollständigen Dokumentation des heutigen Zustandes der Ruine, der Anlage archäologischer Grabungsschnitte zur Klärung von Fragen der Vorgängernutzung und einer Konservierung der partiell noch gut erhaltenen Wandfresken.

Literatur

J.-A. Dickmann – F. Pirson, Repräsentatives Wohnen und kommerzielle Nutzung innerhalb eines Architekturkomplexes in Pompeji. Die Casa dei Postumii VIII 4, 4, 49 und ihre Insula. Bericht über die 1. Kampagne 1997, Römische Mitteilungen 105, 1998, 409–423.

J.-A. Dickmann – F. Pirson, Die Casa dei Postumii (VIII 4, 4, 49) in Pompeji und ihre Insula. Bericht über die 2. Kampagne 1998, Römische Mitteilungen 106, 1999, 383–394.

J.-A. Dickmann – F. Pirson, Die Casa dei Postumii (VII 4, 4, 49) in Pompeji und ihre Insula. Bericht über die 3. Kampagne 1999, Römische Mitteilungen 107, 2000, 451–467.

J.-A. Dickmann – F. Pirson, Die Casa dei Postumii in Pompeji und ihre Insula. Bericht über die vierte Kampagne 2000, Römische Mitteilungen 108, 2001, 329–351.

J.-A. Dickmann – F. Pirson, Abitare e lavorare nell’antica Pompei. L’indagine nella Casa dei Postumii tra archeologia e tutela, in: F. Senatore (Hrsg.), Pompei tra Sorrento e Sarno (Rom 2001) 63–85.

J.-A. Dickmann u.a., Die Casa dei Postumii in Pompeji und ihre Insula. Fünfter Vorbericht, Römische Mitteilungen 109, 2002, 243–316.

J.-A. Dickmann – F. Pirson, Wohnen und Arbeiten im antiken Pompeji. Die Erforschung der Casa dei Postumii zwischen Archäologie und Denkmalpflege, Antike Welt 33, 2002, 81–94.

J.-A. Dickmann – F. Pirson, Il progetto Casa dei Postumii. Un complesso architettonico a Pompei come esemplificazione della storia dell’insediamento, del suo sviluppo e delle sue concezioni urbanistiche, in: P. G. Guzzo – M. P. Guidobaldi (Hrsg.), Nuove ricerche archeologiche a Pompei ed Ercolano (Neapel 2005) 156–169.

F. Pirson, Spuren antiker Lebenswirklichkeit. Fragestellung, Methodik und Ergebnisse der Untersuchung eines innerstädtischen Architekturkomplexes in Pompeji, in: R. Neudecker – P. Zanker (Hrsg.), Lebenswelten. Bilder und Räume in der römischen Kaiserzeit (Wiesbaden 2005) 129–145.

J.-A. Dickmann – F. Pirson, Pompei (Napoli). Casa die Postumii, Bollettino di Archeologia, Numero unico (2008) Bd. 2, 153–156.

J.-A. Dickmann, A “Private” Felter’s Workshop in the Casa dei Postumii at Pompeii, in: Making Textiles in Pre-Roman and Roman Times. People, Places, Identities (Oxford 2013) 208–227.

Weitere Informationen

Projektleitung

Prof. Dr. Felix Pirson
Deutsches Archäologisches Institut
Abteilung Istanbul
Inönü Caddesi 10
34437 Istanbul
Türkei
E-Mail

D. Jens-Arne Dickmann
Institut für Archäologische Wissenschaften
Abteilung für Klassische Archäologie
Fahnenbergplatz
79085 Freiburg i. Br.
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