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Archäologische Untersuchungen und Ausgrabungen zur antiken Urbanität

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Ausgrabungen in der etruskischen Stadt Marzabotto

Haus IV 1, 2 (Haus der Hippokampen)

2002–2007 führten die Kommission zur Erforschung des antiken Städtewesens der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, die Universitäten Bonn und Regensburg in Zusammenarbeit mit der Soprintendenza per i Beni Archeologici dell'Emilia Romagna Ausgrabungen in der etruskischen Stadt Marzabotto durch. Finanziert wurde die Unternehmung u. a. aus Mitteln der Stiftung zur Förderung der Wissenschaften in Bayern sowie der Fritz Thyssen-Stiftung. Die Untersuchungen werden von Martin Bentz (Bonn) und Christoph Reusser (Zürich) geleitet; beteiligt sind außerdem Dipl. Ing. Rainer Zahn als Bauhistoriker, Studenten mehrerer Universitäten sowie lokale Arbeiter.

Die Stadt, am Nordabhang des Appennin gelegen, wurde im 6. Jh. gegründet und im 4. Jh. bereits wieder verlassen. Es handelt sich um die einzige etruskische Stadt, deren Gesamtstruktur bekannt ist. Im 5. Jh. erhielt sie ein rechtwinkliges Straßensystem; es lassen sich die verschiedenen Funktionsbereiche – Nekropolen, Heiligtümer sowie die Wohninsulae – klar trennen.

Das Projekt befasst sich mit einem großen Wohnkontext von ca. 600 m² Grundfläche, Haus 2 in der Insula IV, 1. Dieses wurde 1952 bereits teilweise von P. E. Arias und 1960 vollständig von G. A. Mansuelli freigelegt. Seitdem spielt das Haus eine große Rolle in der Diskussion um die Entstehung des italisch-römischen Atriumhauses. Ziel war es, das Haus – welches in den älteren Grabungen zwar oberflächlich untersucht, jedoch nie wissenschaftlich bearbeitet wurde – erneut freizulegen, den Baubefund mit seinen verschiedenen Phasen zu dokumentieren, eine Rekonstruktion des Aufgehenden zu entwickeln, die Geschichte des Hauses zu klären sowie die Kleinfunde aufzubereiten. Daraus folgend sollen zwei Fragenkomplexe diskutiert werden: Erstens die Entstehung, Entwicklung und Funktion des italisch-römischen Atriumhauses – bei Haus IV 1, 2 handelt es sich um einen der frühesten Vertreter dieses Typus. Zweitens die Verwendung attischer Keramik in etruskischen Wohnkontexten. Die Publikation ist in Vorbereitung.

Literatur

M. Bentz – C. Reusser (Hrsg.), Attische Keramik im etruskischen Kontext. Funde aus Häusern und Heiligtümern. Beihefte zum Corpus Vasorum Antiquorum Deutschland Bd. 2 (München 2004).

M. Bentz, Marzabotto. Auf der Suche nach dem Ursprung des Atriumhauses, Akademie Aktuell 3, 2006, 25–27.

M. Bentz – C. Reusser, Marzabotto. Planstadt der Etrusker (Mainz 2008).

M. Bentz – C. Reusser, Das Haus der Hippokampen in Marzabotto (IV, 1, 2), in: M. Bentz – C. Reusser (Hrsg.), Etruskisch-italische und römisch-republikanische Häuser (Wiesbaden 2010) 105–116.

Weitere Informationen

Zum Projekt

Universität Bonn

Projektleitung

Prof. Dr. Martin Bentz
Universität Bonn
Abteilung für Klassische Archäologie
Am Hofgarten 21
53113 Bonn
E-Mail

Prof. Dr. Christoph Reusser
Universität Zürich
Fachbereich Klassische Archäologie
Rämistrasse 73
CH-8006 Zürich
E-Mail

Förderung

Dieses Projekt wird gefördert von der Bayerischen Akademie der Wissenschaften und der Fritz-Thyssen-Stiftung.